Lehren aus der Corona-Pandemie

Krisen-Management: Was haben wir wirklich aus der Corona-Pandemie gelernt?

Die Corona-Krise hat nicht nur die Ursachen für Lieferabrisse bei systemkritischen Medizinprodukten und Arzneimitteln offengelegt sowie die Folgen der Digitalisierungslücke im Gesundheitssystem transparent gemacht, sondern insbesondere die Konsequenzen grundlegender Führungsdefizite im Personal-Management der Krankenhäuser, der Berufsbild- und Standespolitik und dem Beschaffungsmanagement offenbart. Corona hat aber auch ein Umdenken im Hinblick auf Werte, Sinn und Zweck von Arbeitsinhalten und Verhaltensnormen sowie Rolle und Bedeutung von „am Bett tätigen Berufsgruppen“ in der Gesellschaft angestoßen.

 

Auf der anderen Seite ist eine kakophonische politische Meinungsbildung, charakterisiert durch widersprüchliche Kommunikation, festzustellen: Meldungen über Rekord-Inzidenzen und die extreme Ansteckungsvirulenz des Corona-Virus der Variante Omikron haben die politischen Entscheidungsträger nicht davon abgehalten, weiterhin an einem „Freedom Day“ festzuhalten, das Infektionsschutzgesetz zu entschärfen und die Maskenpflicht entfallen zu lassen. Dies alles bei steigender Belastung der Krankenhäuser, sowohl durch eine steigende Anzahl von Corona-Patienten als auch durch eine dramatische Zunahme von Corona-Erkrankungen beim medizinischen Personal. In der Konsequenz wurden im März/April 2022 wie schon zu Beginn der Pandemie wieder planbare Operationen verschoben und das Risiko von gesundheitlichen Spätfolgen (Long-Covid) ignoriert.

 

Was haben wir gelernt und wie können wir uns auf zukünftige Krisenereignisse vorbereiten?

 

Dieser Frage gehen Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff und Prof. Dr. h.c. Herbert Rebscher in ihrem neuen Buch „Krisenresilienz“ nach. Dargestellt werden Erfahrungen mit der Pandemie in unterschiedlichen Bereichen des Gesundheitssystems und es werden konkrete Vorschläge für ein wirksames Krisenmanagement in Zukunft unterbreitet.

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Wertorientierte Führung: Management-Kompass in turbulenten Zeiten

Die Corona-Krise hat die Konsequenzen grundlegender Führungsdefizite im Personal-Management der Krankenhäuser, der Berufsbild- und Standespolitik am Patienten tätiger Berufsgruppen und dem Organisationsmanagement offenbart.

 

Corona hat aber auch ein Umdenken im Hinblick auf Werte, Sinn und Zweck von Arbeitsinhalten sowie Verhaltensnormen, sowohl in der Gesellschaft als auch in den Unternehmenskulturen, angestoßen. Auch die Frage der öffentlichen Wertschätzung systemrelevanter Berufsgruppen von der Pflege über Müllabfuhr, Polizei, Feuerwehr und Verkaufspersonal in Lebensmittelmärkten wurde durch Corona aufgerufen.

 

Demotivation und Flucht in medizinferne Berufe sind eine Reaktion von Ärzten und Pflegekräften auf jahrelange Führungsversäumnisse in Krankenhäusern und Politik sowie einer zunehmenden Ökonomisierung der Medizin. Zwischen 68% und 82% von Medizinern geben den mit Rationierung einhergehenden Kostendruck als Quelle für Unzufriedenheit mit ihrer Berufssituation an.

 

Auch die Arbeitsbelastung der Pflege stieg aufgrund der Ökonomisierung erheblich: Von 2005 bis 2017 stieg die Zahl der zu betreuenden Behandlungsfälle um 12%, gleichzeitig ging die Zahl der Betten um 9,4% zurück und die Verweildauer verkürzte sich von 8,4 auf 7,3 Tage. Allein die in deutschen Krankenhäusern angesammelten Überstunden in der Pflege entsprechen 17.800 Vollzeitkräften.

 

Es ist Aufgabe der Führung aus diesen Erkenntnissen zu lernen und die gebotenen Maßnahmen zu realisieren: primär die Schaffung attraktiver Arbeitsbedingungen und die Einführung einer im Branchen übergreifenden Vergleich konkurrenzfähige sowie den klinischen Anforderungen gerecht werdende, faire Vergütung. Als Kompass bei der Bewältigung dieser Herausforderung dient ein „Wertorientiertes Führungsmodell“, das die speziellen Rahmenbedingungen der Gesundheitsbranche berücksichtigt.

 

Literatur

von Eiff, M.C., von Eiff, W. & Ghanem, M. Value-based leadership in turbulent times: lessons from the Corona crisis and recommendations for post-pandemic management in the health sector. Leadersh Educ Personal Interdiscip J 3, 157–169 (2021). https://doi.org/10.1365/s42681-022-00029-w

Download: https://rdcu.be/cFkYx 


Situation und Perspektive von Reha-Einrichtungen in der Pandemie

Rehabilitations- und Vorsorgeeinrichtungen waren im Verlauf der Corona-Pandemie von erheblichen Versorgungsengpässen bei persönlicher Schutzausrüstung betroffen. Gleichzeitig wurden Heilverfahren sowie Nachsorgeangebote ausgesetzt und die Einrichtungen verpflichtet, im Bedarfsfall verlegbare Patienten aus Akutkrankenhäusern zu übernehmen sowie auch Kurzzeitpflegepatienten, geriatrische Fälle sowie „leichtere“ Corona-Fälle zu versorgen. Um die internen Arbeitsabläufe infektionssicher zu organisieren, waren kostenintensive Maßnahmen baulich-funktionaler Art, die Beschaffung von Schutzausstattung auf einem überhitzten freien Markt, der Einsatz von Sicherheitskräften und personalaufwändige Schichtpläne notwendig.

 

Dadurch erlitten die Einrichtungen einerseits massive Erlöseinbußen von bis zu 70% des Vorjahresumsatzes und andererseits stiegen die Kosten für Infektionsprophylaxe.

 

Weitere Informationen stellt der im Deutschen Ärzteblatt erschienene Artikel zur Verfügung: https://www.aerzteblatt.de/archiv/218660