Vorbemerkung
Das Centrum für Krankenhaus-Management (Münster) führte in Kooperation mit Wegweiser Research and Strategy (Berlin) eine Studie zu den Konsequenzen von Lieferengpässen bei PSA-Produkten (Persönliche Schutzausrüstung) durch, die als Folge der 1. Welle der Corona-Pandemie auftraten. Die Studie machte die Ursachen von Lieferabrissen transparent, hinterfragte die Zweckmässigkeit der Initiative des Bundes-Gesundheitsministeriums (BMG) als Einkäufer zu fungieren; ebenso wurde die Rolle der Einkaufsgemeinschaften reflektiert.
Anlass und Ziele der Studie
Durch die Corona-Krise traten massive Lieferengpässe im Bereich der PSA-Produkte ein; dies betraf u.a. FFP2-Masken, Kittel, Handschuhe und Desinfektionsmittel. Die CKM/Wegweiser-Studie zur Verfügbarkeit von PSA-Produkten machte die Konsequenzen dieser Lieferabrisse transparent.
Danach hatten zu Beginn der Corona-Pandemie nahezu alle Krankenhäuser, Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen, Alten-/Pflegeheime sowie Vertragsärzte mit erheblichen Versorgungslücken bei PSA-Produkten zu kämpfen. Erschwerte und risikobehaftete Arbeitsbedingungen für das Personal sowie Einschränkungen der Betreuungsqualität in Verbindung mit Ansteckungsrisiken für Patienten/Bewohner waren die Folge.
Aufgrund dieser Versorgungsengpässe im Februar 2020 griff das BMG aktiv in den Markt für PSA-Produkte ein, um die Versorgung der medizinischen Leistungsanbieter in allen Sektoren des Gesundheitswesens auf einem ausreichenden Niveau zu sichern.
Die Studie analysiere, inwieweit das Primärziel der Deckung der Versorgungslücke mit PSA-Produkten erreicht worden ist. Effektivität und Stabilität der Versorgungssituation wurden überprüft sowie aus Sicht der Anwender beurteilt.
In die Studie eingeschlossen waren 570 Krankenhäuser, 49 Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen, 106 Alten- und Pflegeheime sowie 9 KV-Bezirke und die KVB.
Abbildung 1: Die CKM/Wegweiser-Studie macht die Konsequenzen von Lieferabrissen bei PSA-Produkten transparent.
Resultate der Studie
Die Versorgungsengpässe bei PSA-Produkten waren aus Sicht der Anwender bezüglich des Ausmaßes gravierend sowie bezogen auf deren Dauer unüberschaubar.
Trotz aller Kritik an der BMG-Initiative in den Medien ist festzustellen, dass 83% der Anwender bestätigten, diese Initiative habe ihren Zweck der primären Bedarfssicherung grundsätzlich erfüllt und 36% der Anwender gaben an, mit Unterstützung der BMG-Initiative eine objektiv bestehende Mangellage bei ausgewählten PSA-Produkten in ihren Institutionen überwunden zu haben.
Erkenntnisse und Empfehlungen
Lieferabrisse bei Medizinprodukten und Arzneimitteln sind kein neues, durch die Corona-Pandemie ausgelöstes Phänomen: vielmehr haben Lieferengpässe in den letzten 5 Jahren kontinuierlich zugenommen, wobei alle Produktkategorien betroffen waren.
Gleichwohl hat die Corona-Krise in erschreckender Deutlichkeit gravierende Strategie- und Organisationslücken im Versorgungsmanagement von Arzneimitteln und Medizinprodukten offenbart.
Strategische Partnerschaften sind nicht nur ein Kooperationsansatz zur Stabilisierung von Lieferbeziehungen in Krisenzeiten, sondern ermöglichen auch die Entwicklung von Innovationen bei Produkten, Organisations- und Zusammenarbeitsformen, Geschäftsmodellen und Finanzierungsoptionen (siehe Abbildung 2).
Abbildung 2: Merkmale strategischer Partnerschaften: Liefertreue und Verbindlichkeit als positive Effekte im Fall von Lieferabrissen.